1.Ein Friedhof - außen - Tag

Grasbewachsene Hügel, unregelmäßige, mit Moos bedeckte Grabsteine. Im Hintergrund die Umrisse der Großstadt. Dunkle Wolken am Himmel, Nieselregen.

An einem offenen Grab stehen ein paar REGIERUNGSBEAMTE und bemühen sich, nicht aufzufallen. Zwischen ihnen steht GRACE ADAMS und versucht, mit einem Feuerzeug einen abgerissenen Grashalm anzuzünden. Grace ist Ende zwanzig, Typ recht erfolgreich um Seriösität bemühte Intellektuelle. Die Regierungsbeamten beachten Grace nicht, oder versuchen vielmehr, sie nicht zu beachten.

Schwarzblende.

2.Curtis' Wohnung - innen - Tag

Untertitel: Wenige Stunden früher.

Eine geräumige Wohnung im obersten Geschoss eines Hochhauses. Ein langer Flur, Türen an beiden Seiten, die Eingangstür am Ende. Mechanische Geräusche, dann geht die Eingangstür nach Innen auf. Grace drängt in die Wohnung, macht die Tür hinter sich vorsichtig wieder zu. Schnitt ins Wohnzimmer. Wir sehen Grace aus dem Flur in das Zimmer treten; sie schaut sich neugierig um, offenbar war sie noch nie in dieser Wohnung. Ein Kameraschwenk etwa aus ihrer Richtung gibt einen schnellen Überblick über den Raum - eine minimalistische Ausstattung, wenige Möbel, weiß oder aus hellem Holz, etwas Aluminium und Glas. Bücher in Regalen oder auf Abstelltischen, Kunstgegenstände oder Sammlerobjekte hier und da. Durch die beiden Fensterfronten kann man vage die Umrisse großer Gebäude erkennen, Wolken- oder Nebenfetzen und den Regenschauer, der ständig die Richtung wechselt und mal von der einen, mal von der anderen Seite gegen die Scheibe peitscht.

Grace schaut eine Weile heraus, bis sie zur Raumseite, die an die Dachterrasse anschließt, hinübergeht. Schnitt auf die Terrasse, Einstellung zum Gebäude hin. Grace schließt die Terrassentür hinter sich; sie klappt ihren Mantelkragen hoch, Regen und Wind scheinen ihr zwar ein wenig unangenehm, aber nicht wirklich störend zu sein.


2a. Curtis' Wohnung, Dachterrasse - außen - Tag

Etwas zur Wandseite auf der Terrasse hin steht ein kleiner weißer Gartentisch und ein passender Stuhl. Auf dem Tisch liegen eine Kaffeetasse und eine durchnässte Zeitung. Grace geht zu dem Tisch hinüber, berührt die Kaffeetasse, schaut aber schnell wieder weg, in den Regen. Schnitt auf die Gegenstände auf dem Tisch; Die Kaffeetasse ist mit Regenwasser gefüllt, aber einige trübe Schlieren darin wirbeln bei jedem größeren Tropfen, der hineinfällt, auf. Grace zieht ihre Hand nach einer Weile weg.

Schnitt, Einstellung auf die Terrasse von der Häuserfront her; die Dachterrasse befindet sich an einer Ecke des Gebäudes, das nach hinten in etwas verschachtelten blockartigen Strukturen weiter in die Höhe ragt; bis auf die Terrasse selber ist alles andere aber sehr undeutlich wegen Regen und Nebel, und es scheint, als würde sich, bis auf die Obergeschosse anderer Gebäude in der Umgebung, alles ein wenig in Unschärfe auflösen. Grace steht an der Ecke der Terrasse an die Brüstung gelehnt und schaut hinab; eine Einstellung zeigt sie im Profil, wie sie etwas versunken in die Stadt hinausblickt.


2b. Curtis' Wohnung, Badezimmer - innen - Tag

Das Badezimmer ist nicht besonders groß und eher dunkel; dass einzige Licht kommt von einer etwas gelblichen Leuchte über dem Spiegel. Grace steht vor dem Waschbecken und kämmt sich die nassen Haare; sie scheint in dieser Tätigkeit kurz besonders gewissenhaft vertieft, was sie auch selber bemerkt, sie lächelt kurz, dreht den schlichten schwarzen Kamm eine Weile zwischen den Zeigefingern beider Hände, wobei ihr Lächeln wieder verschwindet und eher von unbequemen Gedanken ersetzt wird, und legt den Kamm schließlich auf das Regal unter dem Spiegel zurück.


2c. Curtis# Wohnung, Wohnzimmer - innen - Tag

Grace steht vor einem der Bücherregale und schaut die Buchrücken an, fährt mit dem Finger über die Oberkanten einiger alt aussehender Bücher, betrachtet dann eine Weile eine kleine Statuette, die ebenfalls auf dem Regal steht. Grace macht einen amüsierten Eindruck.

Schnitt: Grace an einem niedrigen Glastischchen, auf dem eine Stereoanlage, einige CDs und ein etwa faustgroßer Feuerstein unbestimmter Form liegen. Grace bückt sich, schaut den Stein eine Weile an, nimmt ihn dann vorsichtig auf und betrachtet ihn von allen Seiten, kann aber offensichtlich nicht erkennen, worum es sich dabei handelt. Sie legt den Stein wieder weg, dreht sich zu der Stereoanlage zu. Sie schaut auf das Display des CD-Players, drückt den Play-Knopf. "There is a light that never goes out" von den Smiths ertönt aus den Lautsprechern. Grace lächelt, nimmt die CD-Hülle auf, die oben auf dem CD-Stapel neben der Anlage steht, schaut sie an, spielt ein wenig damit, bis sie wieder von unangenehmen Erinnerungen eingeholt wird; sie beißt sich auf die Unterlippe, blinzelt, vielleicht fast den Tränen nahe, legt die CD-Hülle weg, schaut sich ziellos um, dreht die Musik - wieder ein wenig gefasster - lauter.

Schwarzblende.

3.Friedhof - außen - Tag

Die gleichen Personen wie in Szene 1; Grace versucht immer noch, den Halm anzuzünden, bis es ihr tatsächlich gelingt. Sie schirmt mit der Hand, in der sie das Feuerzeug hält, schnell den brennenden Halm vom Regen ab und schaut versonnen dem kleinen Feuer zu, bis der Halm aufgebraucht ist und ihr die Finger verbrennt. Sie schüttelt die Hand ein wenig, aber ohne dem Schmerz besondere Beachtung zu schenken.

Schwarzblende.